Der Erfolg von „Die Zukunft und Du“

Heute möchte ich euch von einer meiner Produktionen erzählen, „die Zukunft und Du“. Eine Geschichte, die durch kleinteilige Drehs, die Dortmunder Innenstadt und die Virtuelle Realität führt. Hier lest ihr, wie wir mockumentarische Filmbeiträge für eine Museumsausstellung gedreht und die Serie mit modernster VR-Technik getoppt haben. Ein Artikel über ein spannendes Mixed Media Experiment.

Auftrag

Meine ehemaligen Kommilitonen und ich wurden beauftragt, einen Videobeitrag für eine Ausstellung des Story Lab KiU im Dortmunder U zu produzieren. In der Ausstellung sollte es um die Zukunft angesichts der Klimakatastrophe gehen, verbunden mit dem regionalen Thema des ehemaligen identitätsstiftenden Kohleabbaus im Ruhrpott. 

Bei allen KiU-Projekten gab es außerdem die Maßgabe, etwas Neues zu schaffen, was dort noch nie so gelaufen ist. Experimente dringlichst erlaubt!

Die Idee

Ich bin seit Joseph Bolz‘ Serie „Das Netzwerk“ fasziniert vom Genre der Mockumentary. Also ein Film, der behauptet, eine Dokumentation zu sein, aber komplett fiktional ist. Das lässt das Publikum in einer Art Nebel stehen und hinterher weiß keiner, ob und was echt ist. Sieht halt aus wie eine seriöse Doku, es können eventuell sogar reale Persönlichkeiten und Expert*innen darin vorkommen, die die Erzählung bestätigen. „American Vandal“ Auf Netflix hat für mich dem Genre absolut die Krone aufgesetzt und ich habe mit beiden Staffeln so viele lustige Stunden verbracht – ich wollte das auch mal probieren! 

„Wie wäre es also,“ dachte ich, „wenn wir seriös wirkende Nachrichtenbeiträge über absurde Geschichten rund um den Klimawandel produzieren würden?“ 

Eine Arche in der City

Eine unserer Geschichten handelt vom Schreinermeister Detlef Behrens, der den Klimawandel fürchtet. Er baut mitten in Dortmund eine riesige Arche, um der moderne Noah zu werden, der die Arten rettet, wenn die Polkappen schmelzen und Dortmund überfluten. Er zieht sogar seinen Lehrling da mit rein und beide bauen in der kleinen Werkstatt ein riesiges Schiff. 

Natürlich gibt es Herrn Behrens nicht, das ist ein Schauspieler. Matthias Schmidt, der unter seinem Künstler- und Rollennamen „Moloch“ vor allem für Horrorfilme bekannt ist, hier aber einen exzentrischen Schreinermeister gibt. Und sein Lehrling ist mein damaliger Kommilitone Florian. Wir haben viel Wert darauf gelegt, die beiden nicht „glattzubügeln“, sonst merkt man ja sofort, dass das nicht echt ist. Deshalb spricht Herr Behrens hessisch und legt keinen Wert darauf, im Bild gut zu wirken und sein Lehrling ist maximal unbeeindruckt und nuschelt so in sich rein. 

Den Beitrag haben wir authentisch so produziert, wie das auch ein EB-Team für irgendeinen egalen Lokalsender auf Taste 1450 tun würde. Keine großen Bilder, sehr zweckhaft und nur die nötigsten O-Töne. Das Voiceover stammt von Lisa Müller; das ist eine Sprecherin, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite und die nicht nur professionell genug, sondern auch humorvoll genug ist, um so einen quatschigen Beitrag seriös wirkend zu vertonen. Dazu haben wir ein Overlay gebaut, wo – ähnlich wie bei N24 – aktuelle Schlagzeilen und Börsenkurse angezeigt werden. Da steht nur Unfug drin, achtet mal drauf! 

Wir haben drei Nachrichtenbeiträge dieser Art gedreht – leider habe ich nur noch die Daten von diesem einen. Um diese Beiträge zu verbinden, haben wir kurzerhand mit Kai Post einen Nachrichtensprecher gecastet und in einer Greenbox Moderationen gefilmt, an deren Ende auch immer auf das große Finale der Reihe in der Ausstellung verwiesen wird. (Dazu später mehr) 

Dann waren da noch die Vox Pops

Ein Segment der Nachrichtenbeiträge habe ich oben noch nicht erwähnt. Da wollte ich nämlich diesen extra Abschnitt machen. Denn jeder gute Nachrichtenbeitrag braucht natürlich auch Passanten, die auf der Straße nach ihrer Meinung gefragt werden. Diese Aufnahmen nennt man „Vox Pops“. 

Wir sind also wirklich mit einem Kamerateam in die Dortmunder Innenstadt gegangen und haben Leute angequatscht. Sie um eine Reaktion auf diese irren Beiträge gebeten. Wir haben Ihnen vorher natürlich nicht gesagt, dass die nicht echt sind. Die Passant*innen haben die Geschichten für bare Münze genommen, waren teils erheitert, teils empört. Hinterher haben wir ihnen natürlich gesagt, dass die nicht echt sind und wir nicht für die Nachrichten, sondern für die Ausstellung im Dortmunder U filmen. Und natürlich, ob sie mit ihrer Reaktion Teil des Films werden möchten. 

Wir haben uns mit allen Protagonist*innen dann noch etwas über das Ausstellungsthema, speziell das Klima gesprochen.

Die Szenen mit den Passant*innen gab es aber nur im Museum zu sehen, was ich übrigens sehr begrüßt habe. In der Ausstellung hat man den Kontext und im Museum latschen keine Trottel rum, die sagen „Haha guck mal, die hat das geglaubt! Die sieht aber komisch aus“. Im Netz tummeln sich hingegen genügend Leute, die so Doofkram kommentieren würden. Also haben wir die „unbescholtenen Bürger“ da raus gelassen.

Das große Finale

Wer die Ausstellung besucht hat, hatte Zugang zu einem exklusiven Inhalt. Denn das KiU hatte fast brandneu eine VR-Ausstattung. Besucher, die die Nachrichtenbeiträge über die irren Geschichten zum Klimawandel gesehen hatten, konnten anschließend mittels VR-Brille einen futuristischen Gerichtssaal betreten, wo sie vor ein Tribunal aus Vertretern der ganzen Welt gebracht wurden, das die Auswirkungen des von uns in der Gegenwart verursachten Klimawandels in der Zukunft zeigt. Die Nationen sind darüber dann in Streit ausgebrochen, haben sich gegenseitig die Schuld an allem gegeben. Ein Tumult in der Virtuellen Realität brach aus! Der Präsident des Tribunals appelliert dann an die Besucher, achtsamer zu sein, damit diese Zukunft aus Klimakatastrophe und Streit nie eintreten wird und bricht den VR-Besuch ab. Die Mitglieder des Tribunals waren übrigens Schauspieler*innen und Kommiliton*innen,die wir mit einem mobilen 3D-Scanner digitalisiert und wie Sprites in die Experience einprogrammiert haben. 

Das war die Geschichte von „Die Zukunft und du“. Den oben erwähnten Film könnt ihr euch hier angucken. Bis Bald! 

  • Der Jan
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner