Nachwuchsproblem im Synchron

Hellouh, hellouh! Heute geht es um das Nachwuchsproblem in der Synchronbranche.

Früher war Synchronarbeit eine eher unscheinbare Nische. Die Öffentlichkeit hat nicht viel davon mitbekommen, und viele Schauspieler:innen hatten wenig Interesse daran. Die Bühne oder das Filmset waren attraktiver. Doch in den letzten 15 Jahren hat sich das geändert. Synchronarbeit ist sichtbarer geworden, besonders weil schon Kinder 24/7 damit konfrontiert sind durch zum Beispiel die zunehmende Beliebtheit von Games, Animes, Serien und Filmen.

Das Problem ist: Viele haben ein völlig falsches Bild von der Arbeit. Sie denken, dass man einfach nur eine schöne Stimme haben muss, um Erfolg zu haben. Doch Synchronarbeit ist mehr als das. Es geht um Schauspiel, um die Fähigkeit, Emotionen glaubhaft zu vermitteln und sich tief in Charaktere hineinzuversetzen. Leider fehlt es vielen dieser jungen Interessierten an Disziplin und an einem echten Verständnis für die Kunstform.

Viele sehen das heute fälschlicherweise als einen schnellen und einfachen Weg, um bekannt zu werden – man spricht ein paar Zeilen ein und bekommt dafür Applaus im Internet, so die Vorstellung

Jetzt mal Realtalk:

Der sicherste Weg, um in dieser Branche Fuß zu fassen, ist eine solide Ausbildung. Eine staatliche oder zumindest staatlich anerkannte Schauspielausbildung ist dabei das Beste, was man tun kann. Aber ich weiß, dass das nicht für jeden möglich ist. Für ältere Quereinsteiger bleibt oft nur die Option, über Workshops eine Ausbildung zu bekommen. Doch das ist ein riskanter Weg, denn es gibt viele unseriöse Anbieter, und ohne ein gewisses Grundtalent kommt man auch hier nicht weit.

Ich habe kürzlich etwas neues gelernt. Und zwar als ich den Podcast Hollywoodgeflüster gehört habe. Die Schauspiellegende Charles Rettinghaus empfängt da Gäste aus der Branche zum Talk.

Und da wurde das Thema der Vetternwirtschaft angesprochen. Sinngemäß ging es um den Vorwurf, dass keine neuen Sprecher:innen in die Branche rein kommen, weil die, die schon drin sind, ihre Kinder bevorzugen.

Ich dachte auch, dass das den Einstieg zumindest erschweren würde. ABER! Im Podcast wurde mir eine neue Sichtweise eröffnet:

Viele etablierte Sprachschauspielende wollen tatsächlich neue Talente fördern, aber sie bekommen nur DMs von Leuten, die einfach nicht geeignet sind. Es sind oft Fans, die von ihren Internet-Fans hören, dass sie eine tolle Stimme haben, und die dann meinen, das reicht, um in dieser Branche erfolgreich zu sein. Doch das tut es nicht. Diese Leute müssen verstehen, dass es ohne eine fundierte Ausbildung und ohne harte Arbeit einfach nicht geht.

Das Internet hat eine Kultur geschaffen, in der jeder schnell und leicht Bestätigung findet, oft unabhängig von tatsächlichem Können. Online-Communities und Social-Media-Plattformen belohnen sichtbare Präsenz und Selbstdarstellung, was dazu führt, dass sich viele selbst überschätzen. Wenn Nutzer für ihre Stimme gelobt werden, entsteht eine gefährliche Selbstüberschätzung, die nichts mit den tatsächlichen Anforderungen der Branche zu tun hat. Kritiker von Außen werden beleidigt – auch Größen der Synchronbranche, weil sie da nicht mitspielen.

Was wir brauchen sind mehr talentierte, motivierte und gut ausgebildete Nachwuchskräfte in der Synchronbranche. Und wir brauchen eine bessere Vorauswahl, damit diese Talente den Weg zu den Profis finden, die ihnen dann weiterhelfen können.

Das will ich mit theurich_media bieten.

Es reicht nicht, einfach nur eine gute Stimme zu haben. Es geht um Schauspiel, um Empathie, um die Fähigkeit, in andere Rollen zu schlüpfen und sie authentisch zu verkörpern.

Wenn wir es nicht schaffen, junge Menschen aus ihren Online-Sümpfen zu holen und für eine vernünftige Ausbildung zu begeistern, wird die Qualität der Synchronarbeit zwangsläufig leiden.

Und das würde letztlich auch das Publikum spüren. Niemand möchte schlecht synchronisierte Filme oder Serien sehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns alle bewusst machen: Synchronarbeit ist eine anspruchsvolle, künstlerische Arbeit, die Respekt und Hingabe erfordert. Und wir müssen dafür sorgen, dass auch in Zukunft genügend talentierte Menschen nachkommen, die dieser Herausforderung gewachsen sind.

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