In diesem Blogartikel möchte ich mit euch über unseren Sprecher*innen Nachwuchs reden. Ich möchte thematisch darauf hinaus, welche Chance die Zusammenarbeit mit jungen Talenten bietet, zum anderen auch welche (Verständigungs-)Schwierigkeiten auftreten, wenn sie erstmals auf Profis treffen.
In diesem ersten Teil schaffen wir zunächst das Fundament für diese weiterführenden Aspekte und schauen uns an, woher die Neulinge kommen und was mich als Profi motiviert, ihnen zu helfen.
Warum ist Nachwuchs wichtig
Die Branche des Sprachschauspiels ist auf Nachwuchs angewiesen, denn leider leben die Stimmen, die wir lieben, nicht ewig. Das ist in allen anderen Branchen zwar auch so, wir haben aber ein Bonus-Problem, oder eher einen gegebenen Umstand, den andere Gewerke nicht aufweisen: Der „Ausbildungsmarkt“ ist wild! – Kunst und Kunstausbildung ist schwer zu regulieren und Qualität lässt sich von außen oder im Vorfeld nur schwer bis gar nicht einschätzen. Wie finden wir Nachwuchs? Und wer gibt Ihnen eine Chance?
Klar, „Schauspielschule“ sagt ihr jetzt. Doch so einfach wie das klingt, ist es nicht. Denn nicht jeder Mensch hat Zugang zu einer Schauspielschule. Doch von vorn; Da gibt es nämlich allein schon drei verschiedene Arten:
- Staatliche Schauspielschulen: Hier zahlt man normale Studiengebühren und durchläuft eine normierte Ausbildung, die man zumeist mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts abschließt. Es gibt nur wenige Studienplätze, das Auswahlverfahren ist umfangreich und knüppelhart.
- Private Schauspielschulen: Die gibt es deutlich öfter und damit auch mehr Plätze. Das Auswahlverfahren ist lockerer, dafür ist das Studium aber auch teurer und für viele Familien nicht erschwinglich. Wer dieses Studium absolviert, erhält ein Diplom, das im internationalen Wettbewerb nicht vergleichsfähig ist.
- Unseriöse Schauspielschulen: Das sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die sich im Marketing als Hochschulen ausgeben und werben, indem sie die Student*innen mit glitzernden Versprechungen locken. Hier gibt es keine Qualität der Lehre, keinen anerkannten Abschluss. Dafür aber einen extrem teuren Fesselvertrag.
Schauen wir einmal rational darauf: Eine unseriöse Schauspielschule kann niemand wollen, also bleiben nur die redlichen privaten und die staatlichen zur Auswahl. Doch diese Auswahl hat nicht jeder. Student*innen aus einfachen Familien können sich private Schauspielschulen in der Regel nicht leisten. Meist sind ja nicht nur die Kosten für die Lehre selbst ein Faktor, sondern auch Reise, Verpflegung und Unterkunft, wenn man für viele Semester in eine andere Stadt ziehen muss und damit auch gleichzeitig noch alle sozialen Kontakte aufgibt. Vielleicht nehmen die Eltern sogar noch einen Kredit auf für ihr Kind…
Student*innen aus unterprivilegierten Familien ziehen immer den kürzeren, haben immer den steinigeren Weg, wenn sie Schauspielen wollen. Und jetzt bedenkt mal, was da für ein Rattenschwanz dran hängt: Privilegien sind auch im 21. Jahrhundert mitunter leider immer noch an Persönlichkeitsmerkmale wie Namen oder Herkunft gebunden. Nicht nur begünstigt dieses System also den Klassenerhalt, es erstickt auch die Diversität des Fachs noch im Keim! Wie viele Talente werden wir verlieren, weil sie nie entdeckt wurden?
Chancen bekommen
Wenn es darum geht, in die Branche einzusteigen, mischen sich die Bewerber*innen von Schauspielschulen mit Autodidakt*innen und… wie sage ich das freundlich…? „Selbstbewussten“ Laien.
Wer eine Schauspielschule oder namhafte Workshops besucht hat, startet mit einem natürlichen Vorsprung ins Rennen – denn Kontakte sind King. Über eine formale Bewerbung „aus der Kalten“ rein zu kommen ist nahezu unmöglich. So funktioniert unsere Branche einfach nicht weil es da nicht nur um Fachkompetenz geht, sondern auch um Zwischenmenschliche Aspekte. Nicht zuletzt weil Kunst und vor allem Schauspiel immer auch eine persönlich-emotionale Komponente hat.
Wenn man keine Kontakte oder Referenzen hat, ist es schwer eine erste Chance zu bekommen. Man kennt das vielleicht vom handwerklichen Arbeitsmarkt: Wir nehmen nur Leute unter 20 die mindestens 40 Jahre Berufserfahrung nachweisen können. Klar, eine Hyperbel, doch irgendwo kommt dieser geflügelte Witz ja her, resoniert mit der Gesellschaft und zeigt wie ein Mem ein Verhaltensmuster auf: Neulinge sind ein Risiko.
Stimmt zwar, hilft uns aber nicht – an Nachwuchs führt kein Weg dran vorbei.
Warum ich mich engagiere
Ich will anderen der Mentor sein, den ich selbst nie hatte. Ich musste in niederen Aufgaben schuften, den Chefs in den Arsch kriechen, mich von ihnen und den etablierten Kolleg*innen erniedrigen lassen und um jede Chance kämpfen. Kämpfen, damit mir irgendwer überhaupt zuhört und eine Chance gibt, mich als Kreativer zu beweisen – denn auch ich bin unterprivilegiert aufgewachsen. Die alten weißen, konservativen, gutgestellten „Alpha“(kotz)-Männer hören Jungen Leuten nicht gern zu.
Ich hatte anfangs keine Hilfe. Das hätte mir einige unschöne Stationen im Leben erspart, wenn ich die gehabt hätte. Ich musste viel mitmachen und aushalten, um Entscheider auf mich aufmerksam zu machen. Ich hätte körperlich und mental gesünder mein Ziel erreicht, wäre ich auf meinem Weg Menschen begegnet, die mir zuhören, sich einfach mal auf Augenhöhe mit mir unterhalten hätten – ohne Erwartung. Vielleicht wäre da irgendwann die ein oder andere „Testaufgabe“ drin gewesen.
Ich habe mich durchgebissen – ganz alleine. Lernen, Buckeln, Klinkenputzen. Habe über die Jahre in Agenturen, Produktionsfirmen und Sendeanstalten gearbeitet, eine Ausbildung absolviert und ein Studium gemeistert, besitze einen akademischen Grad und leite heute die Videoredaktion eines internationalen Unternehmens! Und meine Güte tut das gut, endlich fest im Sattel zu sitzen und sich nicht mehr fragen zu müssen ob das, was ich heute tue, morgen meine Miete zahlen können wird.
Ich könnte mich also zurücklehnen, auf meinen Lebensweg zurückblicken und sagen „Jo, hat sich gelohnt“. Ich könnte es so einfach haben. Aber! Und dieses aber möchte ich mit einem Zitat einleiten, das fälschlicherweise oft Ghandi in den Mund gelegt wird. Dennoch finde ich es sehr deutlich sehr wahr: “Be the change you want to see in the world.”
Mit meinet Erfahrung will ich heute Mentor sein. Ich will zuhören, ich will verstehen und ich will fördern. Diejenigen Nachwuchstalente, die wirklich was auf dem Kasten haben, sollen nicht auf denselben Leidensweg gezwungen werden wie ich damals. Und auch wenn ich das System nicht ändern kann, kann ich im Kleinen was bewirken – von Mensch zu Mensch. Selbst wenn ich nur einer handvoll Leuten helfen kann, ist schon mehr für sie getan als zu meinen Anfangszeiten.
Keiner wird vergessen
So wie ich mich an alle Sprecher*innen erinnere, mit denen ich je erfolgreich zusammen gearbeitet habe und sie empfohlen oder vermittelt habe, erinnern sie auch mich. Weil ich mich so viel im Nachwuchs engagiere, werde ich in 20 Jahren jede und jeden, der oder die an der Spitze des Sprachschauspiels steht, persönlich kennen. Und sie werden sagen „Hey, du hast mir damals geholfen als ich noch unbekannt war“. Während ältere den Anschluss verlieren werden, werden sowohl die ganzen Sprecher*innen und Sprecher als auch ich stets in einem festen Netzwerk eingebettet sein und wir werden gemeinschaftlich kreativ sein.
Ganz am Anfang der Laienarbeit
So viel dazu, wo die Akteure und ich herkommen und wie meine Vision aussieht. Im Folgenden möchte ich davon erzählen, welche Hürden in der praktischen Arbeit mit Nachwuchs regelmäßig aufkommen. Man muss verstehen: Wenn ein Anfänger – ein Hobbyist – erstmals auf einen hauptberuflich in der Branche tätigen Profi trifft, hat das was von „Gegen-eine-Wand-rennen“. Ich erzähle mal wieso ich das glaube:
Hürden in der Verständigung
In den allermeisten Fällen, und das ist grundsätzlich erstmal wünschenswert, haben Laien schon in selbstorganisiserten Projekten einige Erfahrungen gesammelt. Die meisten jungen Leute mit Ambitionen im schauspielerischen Bereich sind im Fandubbing aktiv (gewesen), also der Neuvertonung existierender Serien.
Daran scheiden sich verständlicherweise die Geister, denn natürlich bedeutet das Fandubbing mannigfaltige Verstöße nicht nur gegen das Urheberrecht, sondern auch das Lizenz- und Markenrecht und so weiter. Andererseits frage ich euch: Wie sollen sie es denn sonst üben? Na klar gibt es ein paar vereinzelte Animationskünstler, die Peppa-Pig-Artige Sketche auf YouTube stellen und sich über zusätzliche Sprachversionen freuen, aber das ist nicht dasselbe wie die Nachvertonung einer Realserie oder eines elaborierten Animes. Natürlich möchte man sich lieber mit einem Werk befassen, dass man versteht und auch feiert! Und um Feedback zu erhalten, lädt man es hoch. Wissend, dass das rechtlich nicht fein ist. An dieser Stelle muss ich noch mal betonen: Das ist keine Erlaubnis und kein Freifahrtschein was ich hier schreibe. Auch wenn ich euren Konflikt voll verstehe bleibt Fandubbing leider illegal und wir sollten uns daran halten. So, rechtlicher Disclaimer: Check!
Worauf ich eigentlich hinaus wollte ist der soziale Aspekt beim Fandubbing. Denn auf ganz natürlichem Wege konsolidieren sich aus Fandubbern Communities – und diese Communities haben für mich persönlich einen deutlichen Nachteil: Es gibt dort keine konstruktive Kritik. Die meisten formulieren, ob sie etwas gut finden oder nicht, ob der neu vertonten Serie Gerechtigkeit getan wurde oder wie welcher Sprecher oder welche Sprecherin man klingen würde. So etwas wie „nach Wort X eine Zäsur setzen und die Kadenz am Satzende runter“ liest man hingegen, genauso wie theaterwissenschaftlichen Rat, nie. Woher denn auch? Ausgebildete Profis mit und deren Feedback trifft man nicht im Fandubbing.
Der Echokammer-Effekt oder Echoraum-Effekt (echo chamber effect) beschreibt in den Kommunikationswissenschaften, dass es durch den verstärkten virtuellen Umgang mit Gleichgesinnten in sozialen Netzwerken zu einer Verengung der Weltsicht kommt, die zu Bestätigungsfehlern führen kann. Dieser Effekt ist mit der Filterblase (filter bubble) oder Informationsblase verwandt. (Stangl, 2023).
Stangl, W. (2023, 7. März). Echokammer-Effekt – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/30157/echokammer-effekt.
Das führt meiner Beobachtung nach zu einem solchen Echokammer-Effekt: Die jungen Fandubber hören von Gleichgesinnten, dass sie gut seien; klängen, wie Profisprecher*in XY. Und je länger und intensiver die Beschallung durch die Echokammer der Community anhält, manifestiert sich dieses Feedback in der Selbstwahrnehmung. Das führt meiner Erfahrung nach dazu, dass es ganz viele Fandubber gibt, die im Alter von 16 Jahren überzeugt sind, naturtalentierte Synchronsprechende zu sein, eine Schauspielschule nicht mehr nötig zu haben und sofort an der Seite der Profis ins Studio gehören. Außerhalb der Echokammer stoßen sie allerdings nicht auf das selbe Feedback und werden mit einer Realität konfrontiert, die ihrer Selbstwahrnehmung widerspricht. Das kann zu Weigerung und Frustration führen und somit erst Recht die Türe für einen Brancheneinstieg schließen.
Erwartung und Praxis liegen oft auseinander
Es bitten mich Laien aller möglichen Hintergründe um Hilfe. Da sind auch viele dabei, die aus so einer Echokammer kommen. An der Branche scheitern erstmal beide Typen, da es keine Kapazitäten für flächendeckende Eignungstests im Synchron gibt. Und das ist auch nicht Aufgabe der Studios. Ich hingegen habe mir vorgenommen, obwohl es nicht meine Aufgabe ist, mich mit jeder und jedem zumindest zu unterhalten – aus tiefer, persönlicher Überzeugung heraus. Und wenn ich glaube, dass eine Person Potenzial hat, biete ich ihr eine Chance entweder in Form einer kleinen Rolle, einem beratenden Gespräch oder als Beisitzer*in, wie ein „beobachtendes Praktikum“ in einer Produktion. Ich kann nicht allen helfen, mit denen ich gesprochen habe. Dafür habe auch ich keine Kapazitäten. Auch ich muss überlegen, bei wem ich einen Unterschied machen könnte. Also in wen ich nach dem ersten Gespräch, das jeder kriegt, weiter Energie und Zeit investiere. Ich glaube, dass der entscheidende Faktor eine korrekte Selbstwahrnehmung ist.
Alle jungen Menschen, die von einer Zukunft im Sprachschauspiel träumen, eint meiner Erfahrung nach eine utopisch-naive Vorstellung davon, was es heißt, als Sprachschauspieler*in zu arbeiten. Diese Vorstellung wird aus den für sie zugänglichen Informationen gespeist: da sind tolle Performances in diesen tollen Serien, man erkennt übergreifend Stimmen wieder, die Schauspielenden erleben wilde und mannigfaltige Abenteuer in Hülle und Fülle, vor den Bildschirmen sitzen abertausende Fans, fiebern mit, kleben an den Lippen der Stars und vergöttern sie! Was es wohl dafür braucht? Ein Mikrofon zum Stimme aufnehmen, irgendein Bildmaterial, Mund auf und zu – fertig. So denken leider die meisten. Was verständlich ist! Sie können ja gar nicht hinter die Kulissen blicken und lernen, dass das harte Arbeit ist. Noch dazu komplex organisierte harte Arbeit die auf vielen Ebenen alles abverlangt. Dass da im Hintergrund noch viele Menschen mehr dran arbeiten, damit ein Werk entstehen kann. Wie sollen das so junge Menschen, die nur die Konsumenten-Perspektive kennen, auch wissen? Es gibt Informationen, die sind nirgends niedergeschrieben oder welche, die durch ihre Verklausulierung für diesen Personenkreis unzugänglich sind. Artikel über Tontechnik oder theaterwissenschaftliche Betrachtungen haben die abweisende Wirkung einer massiven Betonwand!
Für viele Anfänger*innen sieht das aus ihrer Perspektive also total einfach aus. Sie kaufen billige USB-Mikrofone vom kargen Taschengeld, raubkopieren sich von irgendeiner Filehsaring-Seite im Netz beliebige Animes, sprechen auf die Phasen und warten dann darauf, dass ein Studio bei Ihnen anruft und sagt „Du bist es.“
Wenn ich meine Erstkontakte mit Nachwuchs-Sprecher*innen habe, formulieren viele von ihnen diese Vorstellung und sind davon überzeugt, verstanden zu haben. Da wollen sie auf direktem Wege hin! Bei einem Eisberg liegen aber 90% der Masse unter Wasser. Wenn ich nämlich dann erzähle, wie Studioarbeit in Echt funktioniert und was ein Sprachschauspieler beziehungsweise eine Sprachschauspielerin an Hard- und Softskills mitbringen muss, fällt die Reaktion auf eine von zwei Arten aus:
- „Ich habe noch einen langen Weg vor mir und will mir das erarbeiten um mein Ziel zu erreichen.“
- „Das klingt alles so groß und einschüchternd. Ich möchte lieber bei meinen Fandubs bleiben, da fühle ich mich sicher.“
Beides sind absolut valide Antworten. Das darf man entscheiden, so oder so! Wer Sprachschauspiel als Hobby macht, Fandubs produziert und dabei bleiben möchte, braucht allerdings keinen Mentor. Den braucht diejenige Person, die wissbegierig ist und sich eine professionelle Karriere erarbeiten möchte und mitunter darauf fuße ich meine Entscheidung, wen ich unter meine Fittiche nehme.
Basis schaffen
Wenn ich jemanden neu aufnehme und ihn oder sie unterstützen möchte, mache ich mir immer zuerst einen Überblick über die „Baustellen“. Ich habe mir bis dahin schon im Vorfeld einen Überblick über den Ist-Zustand gemacht und vor meinem „Ja“ ein Potenzial gesehen.
Wenn es wiederkehrende Schwierigkeiten gibt, wie eine bestimmte Emotion im Schauspiel, ein holpriges Textverständnis oder auch etwas produktionell-organisatorisches, ist es mein Ziel, die jeweiligen Skills auf „Level 1″zu bringen. Also eine Basis, die zur Teilhabe qualifiziert und von der ausgehend man den Level 2 im Blick hat.
Immer dein Level plus Eins
Wenn dein Weg nicht durch eine Schauspielschule führen kann, dann führt er über Kontakte. Und die knüpft man am besten durch Aktivität. Ich rate dabei allen Nachwuchstalenten, sich mehrere liebe Verbündete zu suchen und sich nicht ausschließlich auf Vorsehung oder mich zu verlassen.
Ich nutze mal für meine Erklärung metaphorisch den Begriff „Level“ wie in einem Videospiel. Wo man Erfahrungspunkte sammelt und dadurch im Level aufsteigt, an Stärke gewinnt und Talente entwickelt.
Am hilfreichsten für die Entwicklung sind meiner Meinung nach immer freundschaftliche Kontakte zu Produzent*innen, die mit ihren Herzensprojekten einen Level über dem eigenen sind. Nicht welche die gleichgut sind, (da lernt man wenig neues) und auch nicht welche, die fünf Level höher sind (da scheitert man). Ich meine wirklich genau einen Level höher. Denn wenn man selbst das Level 1 hat und man mit einem unterstützenden, offenen Level 2 Menschen an einem Level 2 Projekt arbeitet, kann man das mit Fleiß als Level 1 bewältigen und ist dann durch die Erfahrung daraus selbst ein Level 2. Und dann sucht man sich als nächstes ein Level 3 Herzensprojekt und so weiter.
Ein bisschen wie Treppensteigen – eine Stufe nach der anderen zu nehmen dauert zwar länger als wenn man Sprünge macht, dafür fällt man aber auch weniger auf die Schnute.
Und da alle Beteiligten immer gemeinsam wachsen, konsolidiert sich aus den Mitwirkenden dieser Projekte eine Konstante – und das sind dann wertvolle Kontakte, vielleicht sogar Freunde! Das wäre toll.
Das habe ich bei einer Begegnung gelernt
Ich habe mal im Studium eine sehr liebe Fotografin aus meinem Fachbereich kennengelernt, die sich mir regelrecht aufgedrängt hat und sagte: „Wenn du irgendwann mal eine Fotografin brauchst, sag Bescheid.“ Ich habe mich total gewundert, von deiner Fremden mit so einer Freundlichkeit überschüttet zu werden und habe gefragt: „Wie kommst du darauf, wir kennen uns doch gar nicht?“ Da entgegnete sie: „Ich versuche, so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen denn selbst, wenn auch nur einer von uns den Durchbruch schafft, holt der mich nach.“ – Diese Begegnung werde ich niemals vergessen, in diesem Moment habe ich so viel begriffen und bis heute sind wir Freunde und haben einander immer wieder tolle Jobs zugeschustert.
Mein persönliches Fazit
Das ganze Thema besteht im Grunde aus Wunsch versus Wirklichkeit. Denn natürlich wünschen wir uns, dass Nachwuchstalente mehr gefördert würden und dass es mehr Offenheit, Chancen und dediziertes Feedback von Profis – schon ganz früh beginnend – im Laien-Bereich gäbe. Doch die Wahrheit ist: Das ist nicht so.
Denn dafür bräuchte es „Personal“, das sich darum kümmert. Wenn man das richtig verfolgen möchte, ist das ein Vollzeitjob und zwar direkt für ein ganzes Team von Leuten! Aber welcher Profi würde schon lieber konstruktive Kritik unter Fandubs posten als im Studio zu stehen, Kunst zu machen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Und wer würde ein Team aus Profis dafür bezahlen, konstruktive Kommentare im Laien-Communities zu posten?
Wenn man den Kontakt zwischen Laien und Profis nicht programmatisch institutionalisieren kann, bleibt nur die Eigeninitiative. Also von der Sache überzeugte Profis, die sich in ihrer Freizeit nach dem Brotjob freiwillig in die Communities des Nachwuchses begeben, und dort aus eigenem Antrieb ein paar gute Dinge anstoßen. Und der Nachwuchs kann der Entwicklung seinerseits helfen, indem in den Communities das Bewusstsein für Echokammern geschärft würde und sich mehr Laien gegen die Komfortzone und für eine, mitunter auch herausfordernde, Zusammenarbeit entscheiden.