Lernen: Falsche Annahmen

Hellouh hellouh!
Heute möchte ich euch von falschen Annahmen über den Beruf als Sprecher:in erzählen, die mir in der Arbeit mit jungen Talents immer wieder begegnen.

Der Nachwuchs von morgen schaut heute kein Fernsehen, hört keine Hörbücher. Die meisten werden von Animes sozialisiert. Tatsächlich umfasst der Beruf aber viel mehr Bereiche wie Werbung, Hörbücher, Videospiele und andere Arten von Filmen und Serien.
Viele junge Menschen sehen Animes und denken, sie wüssten, wie die Branche funktioniert und dass sie den Spaß auch können.

Arbeitet man selbstständig als Sprecher:in, muss man auch im Blick haben, wie man seine Miete zahlt. Nur Synchron machen zu können ist ein seltenes Privileg und nur spaßige Aufträge annehmen, zahlt im Zweifel nicht die Rechnungen.
Und von wegen “bloß Mund auf und zu”: In Wirklichkeit erfordert es viel Übung, Technik und Hingabe. Von einer professionellen Ausbildung und einer Engelsgeduld und Disziplin ganz zu schweigen.
Wer als Sprecher:in anfängt wird in aller Regel nicht gut verdienen. Die Bezahlung kann jedoch variieren und je länger man dabei ist und desto mehr Qualifikationen und Erfolge man vorzuweisen hat, gibt es auch mehr Kohle.

Einige denken, dass man ohne Ausbildung oder Übung direkt als Sprecher:in anfangen kann. Tatsächlich gibt es einen Trend in der Branche, für Low-Budget Synchron-Produktionen Anime-Fans als Sprecher:innen zu ködern. Das geht zwar schnell, ist aber nicht nachhaltig. Den Sprung ins Professionelle Fach schafft man so nicht – im Gegenteil: Daran kann man sogar verbrennen. Eine staatliche anerkannte Schauspielausbildung ist und bleibt das Beste.

Mir hat mal ein Bewerber gesagt, er braucht keine Schauspielausbildung. Er will nur Synchron machen und braucht alles andere nicht. Der hat es nicht geschafft. Denn! die Arbeit als Sprecher:in ist hardcore Körperlich! Mimik, Körperhaltung und das physische Verständnis für die Rolle sind mega wichtig, um die vielen Ausdrücke richtig zu treffen. Nicht bloß reden und denken!

Niemand, der den Beruf ernst nimmt, macht ihn für Online-Fame und Anerkennung. Wer ihn wirklich lebt, arbeitet hart und lange dafür, Fuß zu fassen und regelmäßig gebucht zu werden. Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Qualität statt einer schnellen Low-Budget-Rolle.

Manche denken, dass einmal erlernte Fähigkeiten ausreichen. Man macht einen Meisner-Workshop und ist fertig ausgebildet. Tatsächlich muss man kontinuierlich an sich arbeiten und sich weiterbilden. Viele unterschätzen außerdem die Bedeutung von Beziehungen und Netzwerken in der Branche, um an Rollen zu kommen und sich zu etablieren. Eine Schauspielausbildung nützt einem nichts wenn man davon ab kein decent human being ist.

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