PSI: experimenteller Horror im Audio-Escape Room

In einem Genre, das sich häufig durch Blut, Gewalt und Monster definiert, geht PSI, das neue Hörspiel von theurich-media, einen anderen Weg. PSI verspricht eine tiefere, psychologisch dichte Erfahrung, die das Publikum auf eine subtile, aber fesselnde Weise in den Bann zieht. Im Gespräch mit Regisseur Jan Theurich tauchen wir ein in die kreative Vision hinter dem Projekt und erfahren, warum PSI so einzigartig ist.

Was ist PSI?

PSI ist ein innovatives Hörspiel, das die Grenze zwischen Rollenspiel und Hörspiel durchbricht. In diesem einzigartigen Format steuern reale Kandidat:innen eine fiktive Protagonistin durch einen Audio-Escape Room. Alles, was sie tun und sagen ist improvisiert und beeinflusst die Handlung, die dadurch jedes Mal neu entsteht. Durch die Verbindung von Interaktivität, Improvisation und psychologischem Horror verspricht PSI ein intensives Erlebnis, das sowohl für die Kandidat:innen als auch für die Zuhörenden spannend und mitreißend bleibt.

Ein ständiges Gefühl des Unbehagens – aber die Neugier treibt voran

Jan Theurich beschreibt das emotionale Zentrum von PSI als ein „konstantes Gefühl des Unbehagens“. Doch dieses Unbehagen hat eine seltsame Anziehungskraft: „Obwohl die Welt die Kandidat:innen abstößt, soll ihre Neugier sie immer tiefer hineintreiben“, erklärt der Regisseur. Dieser Balanceakt zwischen Abstoßung und Faszination verleiht PSI eine besondere Dynamik, die nicht nur bedrückt, sondern auch fesselt.

Eine Welt, die von den Kandidat:innen geformt wird

Gerade weil die Kandidat:innen die Kontrolle über die Protagonistin, ist dss Abenteuer nicht linear. „Der Escape Room ist vorausgeplant – die Einrichtung, die Items, die Rätsel und die Hintergrundgeschichte. Aber was davon die Kandidat:innen entdecken oder wie sie es interpretieren, ist völlig offen“, erzählt Jan Theurich. Jeder Durchlauf von PSI ist einzigartig, da die Kandidat:innen die Handlung in Echtzeit formen. Das Ergebnis: Zehn verschiedene Kandidat:innen könnten dasselbe Szenario durchlaufen, und doch hätte jede:r eine andere Vorstellung davon, was wirklich passiert ist.

Eine Welt durch die Augen der Protagonistin

Ein faszinierendes Element von PSI ist die Beziehung zwischen den Kandidat:innen und der Protagonistin. Sie ist ihre Augen und Ohren, ihr Zugang zur Welt des Hörspiels. „Die Kandidat:innen arbeiten mit einer subjektiven Interpretation der Protagonistin, nicht unbedingt mit dem, was objektiv im Raum zu finden ist“, erklärt der Regisseur. Diese Verzerrung der Realität erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit und lässt das Publikum in der Schwebe zwischen dem, was real ist, und dem, was nur empfunden wird.

Die Macht der Wahrnehmung

In PSI geht es nicht um blutigen Horror. Stattdessen wird das Unbehagen durch das Spiel mit Wahrnehmung und Erwartung erzeugt. „Wir fühlen uns unbehaglich, wenn wir eine Situation nicht kontrollieren oder antizipieren können“, erklärt Jan Theurich. Genau das nutzt PSI aus: „Es spielt viel mit dem Brechen von Erwartungen und der Tatsache, dass die Kandidat:innen nur eine einzige Möglichkeit haben, Einfluss auf die Welt zu nehmen.“ Dieser subtile, psychologische Horror trifft tief und bleibt länger im Gedächtnis als jeder Schockeffekt.

Verantwortung für eine fiktive Person

Ein weiterer zentraler Aspekt von PSI ist die Bindung zwischen den Kandidat:innen und der Protagonistin. Obwohl die Kandidat:innen physisch sicher sind, fühlen sie sich für das Wohl der Protagonistin verantwortlich. „Sie leiden mit, weil sie sich verantwortlich fühlen“, erklärt Jan Theurich. Diese emotionale Verbindung zwischen den realen Kandidat:innen und einer fiktiven Figur ist essenziell für das immersive Erlebnis von PSI und hebt es von traditionellen Hörspielen ab.

Ein individuelles Mitleiden

Da alles improvisiert ist, entwickelt jede:r Kandidat:in eine eigene Geschichte. „Jede Idee, jedes Vorgehen und jedes Gespräch ist improvisiert“, sagt Jan Theurich. Es gibt keine festgelegten Lösungen oder richtigen Antworten – nur das Ziel, dem Raum zu entkommen. Die Kandidat:innen entdecken unterschiedliche Hinweise und interpretieren die Welt auf ihre eigene Weise. Das macht PSI höchst individuell und garantiert, dass kein Durchlauf dem anderen gleicht.

Eine erwachsenere Zielgruppe

PSI richtet sich speziell an Erwachsene, besonders an Fans von Rollenspielen und Hörspielen, die auf tiefgründige Erlebnisse Wert legen. „Ich möchte mit meinem Label theurich-media weg von der jungen Zielgruppe der letzten Jahre, ich möchte nicht mehr für diese produzieren“, so Regisseur Jan Theurich. PSI ist ein Hörspiel für jene, die bereit sind, sich auf eine komplexe Reise einzulassen, auf der man sich mit sich selbst auseinandersetzen muss.

Ein narratives Experiment

PSI geht über den traditionellen Horror hinaus und fordert seine Kandidat:innen ständig heraus, sich anzupassen und ihre eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. „Es ist ein sehr psychologisch und charakterlich getriebenes Narrativ“, erklärt Jan Theurich. „Das ständige Interpretieren und Reagieren auf die Spielwelt fordert die Kandidat:innen heraus, sich immer wieder neu auf die Situation einzustellen.“ Es geht nicht nur um den Grusel, sondern auch darum, wie wir uns selbst und die Welt um uns herum wahrnehmen.

Atmosphäre und Spannung im Fokus

Am Ende hofft der Regisseur, dass PSI das Publikum genauso fesselt wie ein spannendes Let’s Play oder ein packendes Text-Adventure. „Die Atmosphäre beim Spielen soll sich auf das Zuhören übertragen“, sagt er. Das Ziel ist, dass sich die Zuhörenden mit den Kandidat:innen verbunden fühlen und deren Reise miterleben, als wären sie selbst Teil des Geschehens.

Ein innovatives Hörspiel

PSI ist nicht einfach nur ein weiteres Horror-Hörspiel. Es ist ein experimentelles, improvisiertes Erlebnis, das das Publikum herausfordert, mit seinen eigenen Ängsten und Wahrnehmungen zu spielen. Mit einer starken Bindung zwischen den Kandidat:innen und der Protagonistin, einer subtilen, psychologischen Atmosphäre und einer unvorhersehbaren Handlung wird PSI mit Sicherheit für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

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