Einführung
In der deutschen Synchronbranche ist der Nachwuchs von entscheidender Bedeutung für die Zukunft. Die „zweite Generation“ des Synchron in Deutschland erreicht ein hohes Alter und stirbt aus; mit ihr ihre Werte des hohen Theaters.
Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass Talents unentdeckt bleiben. Talents, die mit der richtigen Starthilfe ordentlich was bewegen würden. Daher engagiere mich für die Förderung solcher junger Talents. Mit über 100 Audiostunden, die ich auch mit Nachwuchssprechenden erfolgreich produziert habe, möchte ich zeigen, wie effektiv gezielte Förderung und praxisnahes Lernen sind.
Über mich
Von 2016 bis 2020 habe ich Film mit den Schwerpunkten Regie und Produktion studiert und meinen Bachelor of Arts mit der Prüfungsnote 1,0 abgeschlossen. Meine Thesis beschäftigte sich mit der Qualität von Filmsynchronisation, genauer den Anforderungen an eine Dialogregie. Neben dem Studium sammelte ich praktische Erfahrungen in Werbeagenturen, Produktionsfirmen und Sendeanstalten. Heute produziere ich Hörspiele für Kinder und Jugendliche, um Werte zu vermitteln, die mir als Kind ohne Orientierung gefehlt haben und die zu lernen mich vor dem ein oder anderen Unglück bewahrt hätte.
Meine Beweggründe für die Förderung junger Talents stammen auch aus meiner eigenen Erfahrung. Während meiner Ausbildung und frühen Karriere stieß ich auf zahlreiche Hindernisse und musste hart kämpfen, um Chancen zu bekommen. Als Kind einer Arbeiterfamilie im Ruhrpott erlebte ich, wie schwierig es war, in die Medienbranche einzusteigen. Oft wurde mir der Zugang aufgrund meiner Herkunft oder Mittel verwehrt. Diese Erfahrungen haben mich dazu motiviert, anderen jungen Menschen eine Chance zu geben, die unbedingt etwas erreichen wollen, die man aber einfach nicht lässt.
Mir ist wichtig, meine Unterstützung und mein Wissen weiterzugeben, um jungen Talents den Einstieg zu erleichtern und ihnen zu zeigen, dass es möglich ist, trotz aller Widrigkeiten nachhaltig erfolgreich zu sein.
Was mache ich eigentlich hier?
Als Mentor möchte ich eine Rolle in der Weiterbildung dieser Talents spielen. Ich biete Lehre, Feedback und die Chance, in die Prozesse professioneller Teams einzutauchen. Die Talents können sich währenddessen für fachlichen und sozialen Rat in Zusammenhang mit dem Beruf und der Branche jederzeit an mich wenden. Dieser persönliche Ansatz soll ihnen helfen, eine sichere Basis von Grundfertigkeiten aufzubauen die den Übergang in Ausbildung oder Beruf erleichtert.
Ich setze dabei vor allem auf Offenheit und praxisnahes Lernen. Jede und jeder, der oder die in einem meiner Teams mitmachen möchte, bekommt die Chance, sich für eine Produktion oder Förderung vorzustellen. Eine gut gestaltete Bewerbung und ein persönliches Gespräch über die Beweggründe für den Berufswunsch sind oft ausschlaggebend für den ersten Vibe-Check und eine Aufnahme.
Ein verzerrtes Bild besonders von Synchron
Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, dass viele junge Menschen, die ausschließlich durch Animes sozialisiert wurden, ein verzerrtes Bild vom Beruf des Synchronsprechers / der Synchronsprecherin haben können. In der Wahrnehmung vieler ist Synchronisation keine anspruchsvolle Kunst, sondern eine Frage der Imitation von Stereotypen.
Die davon betroffenen Jugendlichen verbringen mitunter viel Zeit in virtuellen Welten und haben Schwierigkeiten, sich in echte soziale und berufliche Kontexte einzufügen. Ihre starke Identifikation mit den überzeichneten Verhaltensweisen und Konflikten aus den Medien, die sie konsumieren, kann auch zu unrealistischen Erwartungen an Mitmenschen und idealisierten Annahmen über das Leben führen. Manche neigen in der Praxis dazu, bockig auf Kritik zu reagieren und haben oft Schwierigkeiten im Team zu arbeiten, da sie an die Anonymität und geglaubte Narrenfreiheit im Netz sind. Junge Menschen, die überwiegend in diesen Kreisen sozialisiert werden, gewöhnen sich durch ihren selektiven Konsum an grobes Schauspiel und den überzogenen Habitus und Personenkult im Trickfilmgenre.
Dies wird dadurch verstärkt, dass Synchronstudios heute bei der Produktion niedrig budgetierter Produktionen, vor allem Animes, unter dem Konkurrenzdruck der Ausschreibungen oft sparen müssen und Fans statt ausgebildete Schauspielende engagieren. So entsteht ein Teufelskreis, in dem die Qualität leidet und neue Talents maximal das Niveau der Fans vor ihnen imitieren können, was du einem sukzessiven Qualitätsverlust führt.
Meine Vision für die Zukunft
Mein Ziel ist es, junge Talents zu fördern, die sowohl fachlich interessiert als auch sozial kompetent sind. Ich will jedem Menschen, der seinen Charakter bewiesen hat, helfen, in eine Ausbildung oder den Beruf zu kommen!
Es wäre hilfreich, wenn es direkt aus der Branche mehr Möglichkeiten zur pädagogischen Betreuung gäbe und ein 1:1 Betreuungsangebot für junge Talents bereitstünde. Bis dahin bleibt das Feld den selbstorganisierten Workshopleiter:innen, Mentor:innen und Einzelpersonen. Langfristig wünsche ich mir, dass die Ausbildung und Förderung junger Talente verbessert wird. Eine bessere Zusammenarbeit mit – und das ausbauen von – staatlichen Schauspielschulen und eine bessere Finanzierung von Nachwuchsprojekten könnten helfen.
Schlusswort
Ich möchte ein Mentor auf einer der Sprossen am unteren Ende der Leiter sein, der junge Talente auf ihrem Weg unterstützt. Ich will meinen Schützlingen helfen, so hoch springen zu können, wie sie sich selbst die Latte gehängt haben. Gleichzeitig möchte ich verständnisvoll und ansprechbar zu sein und alle Einflüsse behandeln, die sie vom Hochsprung zurückhalten. So möchte ich einen kleinen, bescheidenen Beitrag leisten, damit die Synchronbranche von ihnen erfährt und in Zukunft wieder von respektablen und anständigen Charakteren angemessen repräsentiert wird.